Lebst du gerade im hier und jetzt?! Oder funktionierst du im Autopilot-Modus?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das sollte allem klar sein. Unser Gehirn ist so veranlagt möglichst Energiesparend zu arbeiten und Aufgaben ohne viel Aufwand effizient zu meistern. Gewohnheiten helfen uns dabei, sehr viele der täglich anfallenden Aufgaben zu erledigen. Wenn du dir die Zähne putzt, dann passiert das schon automatisch. Du musst nicht mehr darüber nachdenken, ob du erst nach der Zahnbürste greifen, oder doch zuerst die Zahnpastatube aufdrehen sollst. Das alles passiert ganz automatisch, weil du bereits eine langjährige Gewohnheit und Routine daraus entwickelt hast. Und das ist auch gut so, denn so spart dein Gehirn wichtige Energie für andere Aufgaben. Stell dir vor, du müsstest dir jedes Mal Gedanken über das Zähneputzen machen. Wie du die Zahnpasta aus der Tube drücken oder deine Hand bewegen musst. Alles passiert unterbewusst und ganz von alleine.
Aber wie viele andere Dinge in deinem Alltag passieren noch im Autopiloten-Modus? Was erledigt sich noch ganz von alleine? Was machst du an einem Tag überhaupt noch bewusst? Hast du dir einmal diese Frage gestellt?
30-50% unseres täglichen Handels werden durch Gewohnheiten bestimmt
– Bas Verplanken (Professor für Sozialpsychologie an der University of Bath in England)
Bis zur Hälfte deines Tages passieren durch Gewohnheiten! Eine Vielzahl davon ist uns definitiv nützlich, andere hingegen sind schlecht, rauben uns Zeit und halten uns von wichtigen Dingen ab. Sie bestimmen, wie oft wir unsere Mails checken, was wir im Supermarkt einkaufen, wie wir uns ernähren, wie wir kommunizieren und vieles mehr. Bewusstes Handeln in Gewohnheitssituationen fällt uns enorm schwer, weil wir in solchen Situationen wie ein Roboter funktionieren. Dabei kann uns das Bewusstmachen unserer Handlungen äußerst dienlich sein. Denn wir nehmen dadurch eine gewisse Beobachterposition ein, die uns hilft zu erkennen, was wir gerade eigentlich tun, oder was um uns herum passiert. Daraus können wir unser Handeln besser nachvollziehen und verstehen. Wir können aus ihnen lernen, indem wir uns selber hinterfragen. Neue Erkenntnisse können entstehen, durch die wir unser Handeln anpassen und optimieren können. Das alles nur, weil wir gewohnten Situationen mehr Beachtung schenken und unser Handeln bewusst tun.
So erkennst du unbewusstes Handeln
Unbewusstes Handeln hat ein ganz klares Erkennungsmerkmal. Immer wenn du unbewusst handelst, befindest du dich mit deinen Gedanken entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Jedoch niemals in der Gegenwart. Sei mal ehrlich… an was denkst du, wenn du dir die Zähne putzt? Bestimmt denkst du nicht ans Zähneputzen selbst, sondern an die Präsentation später bei der Arbeit, oder an den gestrigen Film, den du geschaut hast. Du führst ein imaginäres Gespräch in deinem Kopf mit deinem Chef, bei dem du ihm mal so richtig deine Meinung sagst, du aber ganz genau weißt, dass das Gespräch niemals wirklich stattfinden wird. Du lebst in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber nicht im HIER & JETZT.
Wie du anfängst bewusster zu leben
Bewusstes Handeln verlangt von dir, deiner Situation volle Beachtung zu schenken und im HIER & JETZT zu sein. Deine Gedanken, deine Aufmerksamkeit, deine Handlung liegt voll und ganz in der einen jetzigen Aufgabe.
Wenn du in einem Gespräch bist, dann sei auch wirklich in dem Gespräch. Höre aufmerksam zu und denke nicht schon daran, was du im Anschluss sagen möchtest, sondern verstehe das Gesagte. Achte auf Ton- und Stimmlage. Halte Augenkontakt und achte auf Mimik und Gestik. Wenn du sprichst, wähle deine Worte bewusst aus. Führe deine eigene Gestik und Mimik achtsam aus. Sei präsent und handle bewusst und du bist im HIER & JETZT.
Wenn du durch den Wald spazieren gehst, dann sei auch wirklich in dem Wald. Spüre den Wind, die Sonne, den Regen auf deiner Haut. Höre wie sich die Bäume und Blätter im Wind bewegen. Wie die Vögel zwitschern und umherfliegen. Wie sich der Boden unter deinen Füßen anfühlt. Welche unterschiedlichen Farben du erkennen kannst. Wie sich die Rinde der Bäume anfühlen. Sei präsent und handle bewusst und du bist im HIER & JETZT.
Hier sind zwei Dinge, die mich jedes Mal daran erinnern im HIER & JETZT zu leben:
Jedes Mal, wenn mich jemand fragt, wo ich bin, denke ich: HIER
Jedes Mal, wenn mich jemand fragt, wie spät ist es, denke ich: JETZT
Wenn dich also das nächste Mal jemand fragt, wo du bist, solltest du denken: HIER
Wenn dich das nächste Mal jemand fragt, wie spät es ist, solltest du denken: JETZT
Natürlich ist mir klar, dass bewusstes Denken und Handeln nicht 24/7 möglich sind. Es ist gut, dass wir einen Autopiloten haben und uns nicht immer um alles aktiv kümmern müssen. Aber hin und wieder sollten wir in unseren Gewohnheitssituationen den Autopilot-Modus abstellen und selber das Steuer in die Hand nehmen und bewusster und achtsamer handeln. Es kann uns helfen reflektierter zu werden, uns selber besser kennenzulernen und neue Erkenntnisse über uns zu erlangen.
Wie spät ist es eigentlich?