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Dankbarkeit – Eine kurze Anekdote

Meine Reise nach Dubrovnik

Ich sitze im Flieger Reihe 27 Sitz C. Fast ganz hinten. Neben mir ist der Platz frei, am Fenster sitzt ein Mann mit einem kleinen Hund zwischen seinen Beinen. Das Flugzeug ist fast ausgebucht. Alle Passagiere wollen nach Madrid. Ich schaue auf mein Handy. 14:10 Uhr. Der Pilot macht eine Durchsage. „Wir sind heute etwas schneller dran als sonst. Wir werden unser Ziel voraussichtlich 20 Minuten eher erreichen.“ Ich bin erleichtert. „Gott sei Dank“ denke ich mir. Eine gute Nachricht. Für meinen Anschlussflug nach Dubrovnik hätte ich ansonsten gerade einmal 45 Minuten Zeit gehabt aus dem Flugzeug zu steigen, durch die Passkontrolle zu kommen und anschließend zum Gate zum Boarding zu gelangen. Ich war noch nie in Madrid und weiß auch nicht wie der Flughafen aussieht, aber ich stelle ihn mir gigantisch vor. Eine Weltmetropole, wie Madrid muss einen gigantischen Flughafen haben. Von einem Gate zum anderen zu gelangen kann also lange dauern und ich weiß noch nicht an welchem ich ankommen werde und zu welchem ich muss. Zumindest habe ich jetzt dank des Piloten 20 Minuten mehr Zeit es herauszufinden.

Das Flugzeug setzt auf. Keine Schwierigkeiten. Eine saubere Landung. Die Passagiere steigen der Reihe nach von vorne nach hinten hin aus. Es dauert ca. 20 Minuten bis ich aus dem Flieger bin. Jetzt bin ich wieder bei plus minus Null denke ich mir. In der Regulären Flugzeit wäre es jetzt schon enge geworden. Aber zum Glück habe ich einen Speedy Gonzales als Piloten erwischt. Ich betrete den Flughafen bei Gate M. Mein Flieger nach Dubrovnik startet von Gate S32. „Machbar“ denke ich mir. Passkontrolle. Keine Probleme. Ich folge der Ausschilderung zu Gate S. Dankbarerweise steht unter dem „S“ eine Zeitangabe von ca. 15 Minuten. Da hat ein kluger Mitarbeiter gut mitgedacht, denn jetzt bin ich mir sicher, dass ich meinen Anschlussflug rechtzeitig erreichen werde. Mir kam kurz der Gedanke, dass ich recht hatte. Der Flughafen ist wirklich gigantisch. Boarding. Ich habe einen kurzen Augenblick in der Warteschlange durchzuatmen. Ich schaue mich in der riesigen Flughafenhalle um. Unzählige Menschen tummeln sich umher. Im Hintergrund hört man vereinzelte Lautsprecherdurchsagen auf Spanisch und Englisch. Flughafenpersonal mit gelben Warnwesten schieben Rollstuhlfahrer durch die Gänge. Jetzt kommt eine Durchsage bei unserem Gate. Wir werden gebeten unsere Personalausweise, Boardingkarten und negativen COVID-19 Testergebnisse bereitzuhalten. Die Schlange bewegt sich. Boarding. Keine Probleme. Ich sitze wieder hinten im Flieger. Reihe 22 Sitz A. Fensterplatz. Neben mir eine Frau mittleren Alters, die sehr freundlich wirkt. Das Flugzeug füllt sich fast komplett. Als wir abheben, haben wir eine Verspätung von ca. 20 Minuten. Alles gut gegangen, denke ich mir. Ich bin auf dem Weg nach Dubrovnik. Jetzt kann nichts mehr schief gehen.

Nach ca. 45 Minuten fliegen wir über die Alpen. Zum Glück habe ich einen Fensterplatz denke ich mir. Der Ausblick ist sensationell. Weite Berghänge mit weißen Schneekuppen und vereinzelte Wolken, die sich an ihnen festzuhalten scheinen. Eine Stunde später fliegen wir über das Mittelmeer. Blaues Wasser, keine Wolken und vereinzelte kleine, grünbewachsene Inseln. Der Pilot macht seine letzte Durchsage. „Wir setzten gleich zur Landung an.“ Ich schaue aus dem Fenster. Meine Sitznachbarin macht es mir nach. Ich bemühe mich ihr nicht im Sichtfeld zu sein. Und dann sehe ich sie. Meine neue Heimat. Dubrovnik. Wunderschön. Ein kleine Stadt. Zumindest wirkt sie so von oben. Umgeben von gewaltigen Stadtmauern. Man erkennt sie klar und deutlich. Alle Häuser, die sie umschlingt haben die gleiche Dachfarbe. Rot. Was für ein Anblick. Ich muss lächeln. Ein Glücksgefühl steigt in mir auf. Ich mache ein Foto und denke mir, dass muss ich allen zeigen. Hier wohne ich jetzt.

Landung. Extrem holprig. Es ist anscheinend sehr windig zwischen den Berghängen dort, wo der Flughafen gebaut ist. Der Pilot hat sichtliche Schwierigkeiten die Maschine gerade zu halten. Alle Passagiere halten sich fest. Wir schaukeln von links nach rechts, gehen immer tiefer, doch das schaukeln hört nicht auf. Wir sind kurz vor dem Aufsetzten. Ich sehe die Landebahn aus dem kleinen Fenster neben mir. Wir haben eine sehr starke links Lage. Kurz vor dem Aufsetzten hat der Pilot die Maschine wieder gefangen und unter Kontrolle. Als die Räder den Boden berühren, schaukeln wir immer noch ein wenig, aber wir landen schließlich sicher und die Lage entspannt sich sichtlich in der Flugzeugkabine. Alle Menschen klatschen. Auf jeden Fall angebracht.

Passkontrolle. In einer kleinen Glaskabine in dem kleinen Flughafen sitzt ein junger Mann vor mir. Seine Uniform trägt ein Wappen auf der linken Brust. Er verlangt nach meinem Personalausweis und negativen PCR-Test. Ich zeige ihm beides. Mein Test ist nicht gültig, weil er zu alt ist. Ein Tag drüber. In Spanien sind 3 Tage Testzeitraum erlaubt. In Kroatien nur 2. Ich muss in Selbstisolation. Egal. Hauptsache geschafft. Die beschwerliche Reise nimmt sein Ende. Über Dubrovnik geht langsam die Sonne unter. Ich bin erschöpft und will nur noch in meine neue Unterkunft. Ich treffe Tomo meinen Taxifahrer vor dem Flughafen.  Er steht bei seinen Taxifahrerkollegen und wartet auf seinen nächsten Gast. Er sieht sehr freundlich aus, mit breitem Grinsen und einladender Ausstrahlung. Die Fahrt dauert 25 Minuten bis zur Stadt. Aus dem Autofenster sehe ich den rot gefärbten Himmel über der Stadt. Tomo erzählt mir im gebrochenen Englisch ein wenig über die Stadt und die derzeitige Situation. Ich sauge seine Informationen freundlich auf und bin von seiner Herzlichkeit überrascht. Er bringt mich sicher zu meinem Apartment und verabschiedet sich freundlich. Ich habe seine Telefonnummer, falls ich mal einen Fahrer brauche. Ich gehe zu meiner Wohnung und treffe dort auf Maria, meine Gastgeberin. Sie ist eine alte korpulente Frau in einem Pinken Bademantel und Hausschlappen. Sie empfängt mich mit einem weiten lächeln. Sie stellt sich mir in sehr gebrochenen Englisch vor und führt mich durch die einfache Wohnung. Hinter der Haustür befindet sich die Wohnküche. Rechts steht ein lilanes Sofa. Links befindet sich die moderne Küche. In der Mitte steht ein Tisch mit Blumen und einer Schale mit frischen Obst. Am Ende führt eine Treppe nach oben. Dort zeigt sie mir das Badezimmer, das mit hellblauen Fliesen ringsum gekachelt ist. Sehr einfach und funktional. Daneben befindet sich mein Schlafzimmer mit riesigem Bett und einem kleinen Balkon, von dem man die Stadtmauern und dahinter das Meer sehen kann. Ich bedanke mich bei ihr. Auf dem Weg zurück nach unten, fragt sie mich, ob ich Hunger hätte. „Ich sterbe vor Hunger“ denke ich mir und bejahe freundlich ihre Frage. Sie sagt, ich solle hier warten. Sie bringt mir in 5 Minuten Essen herüber. Ich bin überglücklich und überwältigt von ihrer herzlichen Art. Sie verlässt die Wohnung und geht nach nebenan, um mein Essen vorzubereiten. Ich schnaufe kurz durch und gehe wieder nach oben, um noch einmal vom Balkon zu schauen. Ich atme die kalte, frische, kroatische Luft tief ein. Und da ist der Moment. Ein kurzer Moment der absoluten Dankbarkeit. Dankbar dafür, diese Reise gemacht zu haben. Dankbar dafür hier angekommen zu sein. Dankbar dafür diese herzlichen Menschen kennengelernt zu haben. Dankbar dafür, nicht aufgegeben zu haben. Dankbar dafür im Hier und Jetzt zu sein. Das alles war es wert. Für diesen einen Moment. Ich trage ihn ab jetzt immer in mir. Das ist alles was zählt. Danke!

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